Donnerstag, Mai 03, 2007

Hört ihr mich denn nun endlich!?



„Drei Jugendliche überfielen letzte Nacht, einen Waffenhändler und entnahmen hierbei zwei Schlagstöcke, 1 Messer des Typs Butterfly und eine Schusswaffe. Im Laufe der Nacht gingen die drei bewaffneten Jugendlichen auf einen Obdachlosen in der Innenstadt los, der diese Nacht im Krankenhaus nicht mehr überlebte. Bei Informationen zu diesem Fall, bitten wir nun die Bevölkerung sich bei der Polizei zu melden.“
So oder so ähnlich könnten die Nachrichten unserer heutigen Gesellschaft und ihrer frustrierten jungen Generation klingen.
In unserer Gesellschaft klärt sich ein Bild der Aggression auf: Immer mehr Jugendliche verlieren die Beherrschung und neigen zur Gewalt. Eine Generation der brutalen Konflikt- Bewältiger scheint geboren. Doch woran fehlt es in unserer modernisierten Gesellschaft, dass diese Jugendlichen keine andere Waffe, als die der Gewalt kennen, um sich durch zu setzten?

In einer solch anonymisierten Gesellschaft wie der heutigen, war es nur eine Frage der Zeit bis sich Jugendliche in ihrer Einsamkeit an die Gewalt wenden. Viele Kids dieser Generation nennen sich stolz Schlüsselkinder. Es hat den Anschein, dass diese Kinder sehr früh mit Verantwortung vertraut gemacht wurden, dass sie früh auf eigenen Beinen stehen können und die viele Freiheit ihnen das Leben erleichtert. Doch dass hinter dieser Fassade eventuell auch eine geknickte Persönlichkeit herrscht darauf werden Eltern, solcher Kinder nie aufmerksam gemacht. Kinder und Jugendliche, die schon mit 12 beginnen sich ihr Mittagessen nach der Schule allein zu richten und denen klar gemacht wird, - dass wenn Mama abends vom Geschäft nach Hause kommt, sie erstmal ihre Ruhe braucht – wird unterdrückt erklärt, das sie mit ihren Problemen alleine klar kommen sollen und die Eltern nicht nach einem stressigen Arbeitstag damit belästigen sollen.
Schlüsselkinder oder Kinder mit zu viel Verantwortung bekommen keine Chance sich mit Problemen auseinender zu setzten, oder auf ihre Probleme hinzuweisen.

Sie lernen schon im Kindesalter, dass das Schlucken von Problemen, die beste Lösung ist.
Wenn solche Kinder aber mit 14 eine Schusswaffe in die Hand bekommen und nach einem versehentlich gelösten Schuss alle Aufmerksamkeit auf diesen Jugendlichen gerichtet ist, besitzt dieser plötzlich eine rießen Macht all seiner angestauten Frust Luft zu machen.

Gewalt ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Menschen die nie gehört wurden, verschaffen sich plötzlich auf brutalste Weise Gehör.
Das beste Beispiel sind Ammockläufer an deutschen Schulen. Täterbeschreibungen klingen meist: „Schüchterner Mensch, war nie recht auffällig gewesen, war eher ein Einzelgänger.“
Niemanden in unserer Anonymwelt registriert, wenn ein Mensch seine Einsamkeit nicht bekämpfen kann. Die Empathie, die uns Menschen ausmacht scheint vollkommen verloren gegangen.

Das Interesse an den Problemen anderer, scheint im Angesicht der meist viel wichtiger wirkenden Probleme von sich selbst, kaum der Rede wert.

In diese grauenhaft einsame Welt wird eine Generation geboren, die mit immer weiter global wachsenden Problemen fertig werden muss, obwohl man dieser Generation nie beigebracht hat, wie man Konflikt löst.
Die wachsenden Umweltbelastungen, Kriege im Nahen Osten, schlechte wirtschaftliche Entwicklungen im eigenen Land und zu allem übel wohl auch noch eine schlechte, schier aussichtslose persönliche Zukunft, die ohne Job und geringe soziale Leistung keine Ausflucht bietet.
Diesen Menschen wird keine Perspektive gegeben und eine Generation des Frustes schafft sich ihren Weg.
Das Resultat der ungehörten Frustration über ihre eigene kleine Welt sind Bilder wie in Frankreich. Wenn ganze Menschenmassen sich zusammenschließen, um auf ihre Missstände, ihre ungehörten Gefühle und unbeachteten Probleme aufmerksam zu machen.

Gewalt ist zu einem Sprachrohr geworden. Vie zu lange wurden Menschen unbeachtet mit all ihren Problemen belastet in eine Ecke verdrängt und abgestempelt.
Doch mit der Macht über Aggression, mit der Macht die einem Gewalt gibt, können diese Menschen plötzlich Aufmerksamkeit erringen.

Denn dass man über Probleme reden kann, dass sie gehört werden können wurde diesen Menschen nicht beigebracht. Die Gewalt ist die letzte Hoffnung nach Verständnis.

Und genau hier muss das Verständnis unserer Gesellschaft greifen. Diese Gewalt-Gesellschaft muss erkennen, das Menschen die sich unnütz und einsam fühlen geradezu in die Gewalt getrieben werden. Wenn man diesen Menschen jedoch eine Perspektive bietet, ihr Selbstvertrauen stäkt, sie sich in unserer Gesellschaft gebraucht fühlen und auch befähigt werden Menschen Probleme anvertrauen zu können und Menschen mit ihrem Mitgefühl wiederum helfen zu können, dann kann Gewalt verhindert werden und der Mensch kann wieder das tun, was ihn auszeichnet.
Fühlen und gefühlt werden, um als Mensch in der Gruppe- in der Gesellschaft gehört und verstanden zu werden.

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