Donnerstag, Mai 03, 2007

Lässt uns Freiheit Freiheit?




Freiheit ist ein Gut, dass wir über Jahrzehnte anstrebten, in Kriegen erkämpften und in zahlreichen Schriftstücken diskutierten.
Die Freiheit der freien Entfaltung der Persönlichkeit jedes einzelnen Individuums steht in unserer Demokratie an oberster Stelle.
Doch in einer Zeit in der die Freiheit Jeden einfach nur so überschwemmt, in einer Zeit in der die Freiheit allgegenwärtig ist und in einer Zeit, in der uns Freiheit nicht frei werden lässt, sondern beginnt uns einzuengen, müssen wir uns fragen, ob Freiheit uns in unserer ach so „freien“ Gesellschaft noch frei sein lässt?

Alles begann mit der Festlegung unserer Grundgesetzte im Jahre 1949. Damals schrie jeder nach Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und der Freiheit der Person. Wir sollten bekommen, wonach wir so sehnlich verlangten.

Heute im Zeitalter der freien Marktwirtschaft können wir –dank der Aufklärung- nicht nur frei denken und handeln, wir können auch frei sprechen, wählen, reisen und uns frei entfalten.
Heute haben wir so viele Freiheiten, dass wir gar nicht wissen für welche Freiheiten wir uns erstmal entscheiden sollen.
Welchen Abschluss strebe ich an? Schließlich kann ich auf sämtlichen zweiten Bildungswegen meinen Wunschabschluss erlangen.
Welchen Arbeitsplatz möchte ich wählen? Ich kann ja jedes Jahr mit einer neuen Gewerbeentstehungen rechnen.
Wo will ich mein Leben verleben? Mir steht ganz Europa offen.

Die Welt ist riesig und die Möglichkeiten schier unendlich.
Ich muss mich nur noch entscheiden!
Doch genau hier fängt das Problem an. Wenn ein Mensch nur zwei Möglichkeiten hat, zwischen denen er abwägen muss, so fällt die Entscheidung leicht. Doch in einer globalisierten Welt, in der uns Milliarden von Menschen jeden Tag neue Möglichkeiten eröffnen, fällt die Entscheidung schon wesentlich schwerer.
Wir wollen alles auf einmal. Wir sind gierig nach den vielen Möglichkeiten, die uns die Freiheit bietet.
Ein einfaches Beispiel ist der heutige Student: Er will seine Möglichkeiten an seiner hochgelobten Universität voll ausschöpfen. Er belegt freiwillig, die erschwinglichen Extrakurse, die man doch zwischendurch einschieben kann. Nach der Uni wird er den Theaterkurs besuchen, nebenher will er in den Tanzkurs, die Kunst-AG belegen, den Musikraum beanschlagen, das soziale Projekt am Krankenhaus bewerkstelligen und nebenbei sein business- Englisch aufpolieren. Und warum?
Um seine freie Zeit zu verbuchen?
Nein, er weiß, dass Kreativität, Sportlichkeit, gute sprachliche und soziale Fähigkeiten heutzutage sehr gefragt sind und bereitet sich so einen unschlagbaren Lebenslauf für alle Eventualitäten seiner Globalisierung zurecht.

Doch vor lauter Vorbereitungen und Planungen für die Zukunft in unserer Alles-ist-Möglich-Gesellschaft bleibt das wichtigste auf der Strecke: die eigene Freiheit.
Die Freiheit einfach mal einen Tag aus dieser Gesellschaft auszusteigen und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Denn wenn wir alle zwischenmenschlichen Beziehungen verlieren - weil uns die Zeit diese zu pflegen, die Freiheit nehmen würde uns frei zu entwickeln - dann würden wir beginnen einsam zu werden. Wir würden ein freier Mensch der Gesellschaft werden.
Darum müssen wir als erste Wahl treffen:

Wer will ich eigentlich sein, in dieser Gesellschaft?
Will ich einer dieser Nichtmenschen werden, der sich nur dem freien Gesellschaftlichen Bild anpasst und sich zu dem entwickelt, was die Gesellschaftlichen Möglichkeiten hergeben- und diese sind reichlich.
Oder will ich eine eigene Persönlichkeit werden?

Um sich von unserer Freiheit nicht komplett einnehmen zu lassen, nicht jeden Tag der Demokratie zu widmen, sondern auch mal unsere soziale Ader zu entdecken, müssen wir daran arbeiten uns als Menschen zu erkennen. Menschen sind Gesellschaftswesen. Wir können uns alleine nicht optimal entwickeln.
Wir brauchen zwischenmenschliche Beziehungen für unsere Reife mehr, als den neuen Französisch Volkshochschulkurs.

In einer Gesellschaft in der jeder dritte Single ist, sein Leben der Gesellschaft und dem Aufsteigen in dieser gesellschaftlichen Freiheit gewidmet hat.
In einer Gesellschaft, in der ein Papst uns erkennen lässt, dass wir uns nach alten Werten der Menschlichkeit mehr sehnen, als nach noch mehr Globalisierung.
In dieser Gesellschaft sollte die Freiheit sich selbst zu finden, als neues oberstes Ziel angesehen werden.

Denn erst wenn wir uns alle Selbst gefunden haben, dann haben wir erst die richtigen Möglichkeiten und die richtigen Wahlen für unsere Freiheit gefunden. Erst wenn man Zeit hatte, zu einem emanzipierten Menschen geworden zu sein, kann man die Freiheit unserer Demokratie genießen und sie als den hohen Wert ansehen, den sie tatsächlich vertritt.

1 Kommentar:

Wortspiel hat gesagt…

Freiheit bedeutet auch, sich immer wieder zu entscheiden.
Entscheiden für eine Sache, einen Wert, eine Person.
Freiheit in der Freiheit heißt: sich immer wieder selbst zu beschränken.
Ob nun im privaten Bereich oder beim Konsum.
Vielleicht leben heute deshalb soviele ein Singeldasein, weil sie sich nicht entscheiden wollen, weil sie Freiheit anders interpretieren wie Generationen vor ihnen.
Freiheit ist wohl auch ein Wert, der immer wieder durch irgendwelche gesellschaftlichen Normen oder Verpflichtungen beschnitten wird.
Man denke dabei Z.B. nur mal an die pflicht als Bürger bestimmte Auflagen zu erfüllen.
Z.B. die Wehrpflicht oder Ersatzdienst.
Wie sieht es hier mit Freiheit aus ?
Oder Z. B. sich für das Eheleben zu entscheiden.
Wie sieht es da mit der Freiheit aus.?
Wir sehen, Freiheit ist immer wieder und wenn auch nur für bestimmte Bereiche, eine gewisse Unfreiheit um Freiheit in anderen Bereichen zu leben zu können.
Freiheit in unserer heutigen Zeit ist sehr sehr relativ.

Dazu möchte ich einen Gedankengang beifügen, den ich vor längerer Zeit mal in Zeilen gefaßt hatte.
Er handelt von der Freiheit die Befreier bringen wollen.

"Die Befreier"
Allen Befreiern ist eine Eigenschaft zu Eigen.
Es fällt ihnen unheimlich schwer,
zu glauben, daß sie ein Land bereits befreit haben und so
werden alsbald die Befreier als Besatzer gesehen
und die eigentliche Berfreiung
steht noch bevor.
(c) wortspiel

Des einen Freiheit ist des anderen Unfreiheit. Man redet so gerne von Freiheit doch jeder empfindet Freiheit anders, deffiniert sie anders, lebt sie anders, auch in einer globalisierten Welt.

Es grüßt .........der Wortspieler