Samstag, Januar 07, 2006

Die Reise in eine neue Welt




Nicht nur dass es mitten in der Woche begann - es begann mittwochs -, Nein! Zu allem Übel musste es auch noch mitten in der Nacht, - so gegen drei Uhr morgens - beginnen, mit meinen Bauchschmerzen.
Als Frau denkt man bei Bauchschmerzen erst einmal an nichts Böses, da man sie manchmal – wie auf Bestellung – einmal im Monat zugesandt bekommt.
Ich hielt es jedoch immer noch für besser, trotzdem einen Arzt aufzusuchen. So tat ich dann auch am darauf folgenden Tag.

Nun wären wir an der Stelle der Geschichte angekommen, an der ich mir ernsthaft Gedanken über die Fähigkeiten meines Arztes zu machen habe. Aber das kommt später…

Ich ging zu meiner Hausärtzin, die leider nicht wirklich sehr gut deutsch spricht. Doch so viel verstand ich ; Sie habe keine Symptome feststellen können und würde nicht wissen, woher meine unerklärlichen Bauchschmerzen kommen.
Sie schickte mich also kurzer Hand zu meiner Frauenärztin. Nachdem ich dann den ganzen Tag damit verbracht hatte mich in irgendwelchen Wartezimmern zu Tode zu langweilen, kamen meine Ärtzinnen auf einen sensationellen Schluss: Sie finden keine Diagnose, meine Bauchschmerzen bleiben unerklärlich!

Frustriert ging ich mitsamt meiner immer noch anhaltenden Bauchschmerzen zu Bett. Am nächsten Morgen hatte man es gut mit mir gemeint , denn meine Bauchschmerzen hatten an Intensität verloren. Ich ging munter zur Schule, jedoch musste ich im Verlauf des Tages feststellen, dass meine Bauchschmerzen, keine Einbildung, sondern Realität waren und diese meinen Schulaufenthalt nicht gut hießen.
Mir blieb am Abend dieses Tages nichts anderes übrig, als meine Wochenendplanung über Bord zu werfen und mit meinen – nun fast unerträglichen Bauchschmerzen – Bettruhe zu halten.

Am Morgen, des nächsten Tages, überraschte mich meine Mutter mit der „unglaublich tollen“ Nachricht, wir würden am Mittag ins Krankenhaus gehen, um mich nochmals untersuchen zu lassen. Dies taten wir dann auch. In der Zwischenzeit hatten sich meine Schmerzen auf die rechte Seite verlagert und der Arzt bestätigte nur meinen Verdacht: „ Akuter verdacht auf Blinddarmentzündung“, lies er es verlauten. Na toll! Doch es kam noch besser, er überwies mich in ein Krankenhaus, dass am Wochenende Dienst hatte. Denn seiner Meinung nach gehörte ich in Beobachtung. Total demotiviert kamen wir aus dem Krankenhaus Heim und ich unterrichtete erst einmal meinen total geschockten Freund von der neuen Nachricht.

Nachdem wir unsere Köpfe zum Rauchen gebracht hatten, was man denn alles so in einem Krankenhaus braucht – Zahnbürste, - pasta, Kamm, Schlafanzug und vieles mehr, was meinen Rucksack füllte – ging es los, auf die Reise in eine neue Welt!

Da ich noch nie – jedenfalls nicht in dem Alter, indem man sich wieder an solche Ereignisse erinnert – im Krankenhaus war, hatte ich ein dem entsprechendes Gefühl in meiner Magengegend.

Ich wurde erst einmal in einen Raum gestellt in dem man irgendwelche seltsamen Versuche mit mir begann.
Nach einer schwer diskriminierenden rektalen Fiebermessung, bekam ich auch noch die rabiateste Blutabnahme die man sich vorstellen kann. Die ließen die Nadel dann auch gleich stecken. Ja! Man kann schließlich nacher auch noch ein paar Drogen hindurch spritzen.
Nachdem ich auch noch beim Ultraschall war- bei dem ich mir vorkam, als würde die Ärztin ein Kind suchen, hatte ich dann nochmals die Ehre im Wartezimmer zu warten.

Ich kam inzwischen vor Schmerzen um, doch das interessierte irgendwie auch niemanden. Naja , dass ist wohl auch normal, schließlich lag ich ja noch nicht bewusstlos am Boden. Dann wäre es wohl schneller gegangen.
Die schmerzen waren so unerträglich, dass mir in der Zwischenzeit ernsthaft die Tränen kamen. Auch auf meine mehrfache Anfrage nach Schmerzmitteln, oder wann ich den endlich weitere Informationen erhalten würde, bekam ich nur eine Abmahnung, bitte weiterhin im Wartezimmer Platz zu nehmen.

Nach ca. 1 Stunde hatten sie dann doch noch erbarmen und ließen mich in einem Untersuchungsraum meine „Drogen“ nehmen. Das Schmerzmittel half tatsächlich.
Ich fing an zu lachen, hatte keine Schmerzen und überhaupt war alles irgendwie lustig. Der Arzt meinte schließlich dass ich morgen wahrscheinlich operiert werden würde. Also warteten wir nur noch auf mein Zimmer.

Überraschung! Wir Operieren sie noch heute. Tolle Organisation, ich gratuliere!
Erst kam die Anesthesitin, fragte ein paar belanglose Fragen und dann um Punkt 20.45 Uhr kam eine ganz hysterische Krankenschwester ins Zimmer gerannt und teilte mir mit es müsse ganz schnell gehen, der Arzt warte schon auf mich.
Innerhalb von ca. 5 Min lag ich in einem Bett und stand vor dem Op- Saal. Mein Freund der mich noch begleitet hatte, musste nun leider Abschied nehmen. Mit einem höchstbesorgten Blick, wandte er seine hand von meiner und ging zum Fahrstuhl zurück, während ich in den OP geschoben wurde.

Tausende Menschen und Millionen von Maschinen stehen plötzlich um einen herum. Alles ist sehr schwer beängstigend und man hat richtig Sorge hier nicht mehr lebend hinaus zu kommen!
Der Arzt meinte noch: „Suchen sie sich noch einen schönen Traum aus, so gut wie heute, schlafen sie nie wieder!“, „Hallo, ich bin noch gar nicht müde, ich kann noch gar nicht einschlafen“. Ich hatte die Hoden mächtig voll. Ich war doch noch nicht einmal müde!...

….“Guten morgen! gut geschlafen“ erklang plötzlich die Stimme des Arztes in meinen Ohren. „Wie schon alles Vorbei“. Nachdem ich meine Augen mit aller Mühe aufbekam, sah ich mitten im Aufwachraum eine Uhr 22.00. Die Op war vorbei, eine Stunde und das böse Ding war draußen. Man erklärte mir ich müsste noch eine weitere stunde hier liegen und könnte dann in mein Zimmer. Ich bemerkte, dass ich total verkabelt war, überall an meinem Körper hingen irgendwelche seltsamen Kabel und in meiner Nase war dieses Sauerstoffzufuhrkabel und ein unangenehmes Kratzen hatte ich auch noch in meinem Hals.

Ein Gespräch, dass mir noch schwer im Gedächtnis hängen blieb, war folgendes:
Die Anesthesitin fragte mich woher ich meinen Hustenreiz hätte?
„Ich weiß nicht genau, krank bin ich eigentlich nicht. Aber mein Freund ist etwas krank, vielleicht habe ich mich bei ihm angesteckt, er hat eine Angina.“ Darauf meinte sie nur „ Ach und Ihr Freund hat sie trotzdem hier her mit begleitet?“, als ich bejahte, sagte sie mit einem breiten Grinsen „ das muss wahre Liebe sein!“, ich erhielt eine rötliche Färbung auf meinen Wangen und meinte nur „ja“.

Gegen 23.00 Uhr hatte ich es endgültig überstanden. Ich wurde von einem Halbengel in weiß durch dieses rießige Krankenhaus in Richtung ’mein Zimmer’ gefahren. Mir fiel auf, dass man sich richtig seltsam vorkommt, wenn man immer nur die Decken, der Gänge sieht. Da ich in diesem Bett lag konnte ich unweigerlich nur nach oben sehen. Nachdem ich dort angekommen war, hatte ich die ehre mich meines Op- Kittels zu entledigen und mit Hilfe der überaus netten Nachtschwester gelang das auch ganz gut.

Ich bekam noch Schmerzmittel verabreicht und begab mich dann auch recht schnell zu Bett. In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Ich wurde das erste mal gegen 3.00 Uhr morgens wach. Hier ließ ich mir dann etwas zu Trinken bringen, da ich jetzt endlich wieder die Erlaubnis bekam, etwas zu trinken. Das zweite Mal erwachte ich um 4 Uhr morgens, da stand ich dann auf und versuchte mich etwas zu bewegen, jedoch hatte ich noch schwere Schmerzen an meinen Schnittwunden und legte mich kurz darauf wider ins Bett.

Am nächsten Morgen war ich schon um halb acht hellwach. Gegen acht Uhr kamen auch schon die Krankenschwestern für erste Nachuntersuchungen.
Ich, die sich unglaublich auf ein leckeres Frühstück freute erfuhr voller Entsetzten, dass ich wohl bis zum Abend kein Essen bekommen würde. Ich war sehr frustriert und als ich so alleine in meinem bett lag, und die Wolken über meinem Zimmer ihre Bahnen zogen entschloss ich mich ein wenig zu lesen und Musik zu hören.
Ich langweilte mich so schrecklich, als meine Erlösung an die Tür klopfte. Meine Mutter stattete mir einen kleinen Krankenbesuch ab. Sie war auf dem Weg zu einem Seminar und ich hatte eigentlich nicht mit ihr gerechnet, als sie plötzlich in der Tür stand. Ich war so froh jemanden zum Reden zu haben, doch leider konnte sie nicht allzu lange bei mir bleiben.
Ich widmete mich wieder meinem buch und der stockenden Langweile. Schlafen konnte ich ja ohne hin nicht. Da klopfte es gegen halb zehn nochmals an der Tür. Es lugte ein hübsches Lächeln durch die Tür.
Mein Freund! Er war gekommen! Ich war überglücklich, dass er bei mir war. Er war so süß und brachte Pralinen mit, die ich armes Ding ja nicht essen dürfte. Doch er war da und das war das Schönste. Ich erzählte ihm alles, was ich in der letzten Nacht erlebt hatte bzw. das woran ich mich erinnerte. Er hörte mir gespannt zu und es war die schönste Krankenpflege, wenn er seinen Arm um mich legte. Irgendwann kamen dann zwei Schwestern, die mir mitteilten ich müsste in ein andres immer umziehen.
Nachdem ich dann in meinem neuen Zimmer angekommen war und meine nette Zimmerpartnerin kennen gelernt hatte, kam auch schon mein Vater eingetrudelt. Es war schön ihn zu sehen, da meine Eltern geschieden sind und ich ihn selten sah hatten wir auch sehr viel zu erzählen.

Mein Vater und mein Freund machten sich gegen Nachmittag zusammen auf den Weg mir eine Telefonkarte zu holen, damit ich telefonieren kann. Es war süß, dass die beiden sich zusammen getan hatten. Keine 2 Minuten später kam, der Freund meiner Mutter die Tür hinein. So viel Besuch?!
Ich wusste gar nicht mehr, wie ich all diese Menschen in dem kleinen Zimmer unterbringen sollte. Am ende waren alle gegangen und nur mein allerliebster schatz war noch bei mir. Ich war so glücklich, dass er fast den ganzen Tag bei mir war. Doch er musste am nächsten tag in die schule und ich musste ihn auch bald gehen lassen. Das tat ich zwar nur mit innerlichem Widerwillen, aber er versprach alle über meiner Telefonnummer zu informieren und mich nochmals anzurufen.
Ich bekam an diesem Abend auch noch den besagten Anruf und noch manchen mehr.

Am Ende dieses abends war ich entsprechend müde. Ich schlief schon um halb acht ein. Meine Zimmerpartnerin war so nett das Licht zu löschen.

Am nächsten morgen wachte ich wieder gegen vier Uhr morgens auf. In diesen Krankenhausbetten, kann man aber auch nicht schlafen!
Ein Glück, dass ich an diesem morgen, nicht alleine im Zimmer war. Ich wäre vor Langeweile wohl gestorben. Da alle Bekannten entweder arbeiten oder zur Schule mussten konnte ich leider erst gegen Mittag mit Aufmerksamkeit rechnen.

Gegen 12 Uhr Kam meine Oma zu Besuch, die leider auch nicht sehr lange bleiben konnte, doch war ich sehr froh, dass ich Besuch bekam.
Krankenhäuser sind einfach so schlimm! Es ist still, es reicht nach desinfektionsmittel und alle zwei Minuten kommen unfreundliche Schwestern, um einen seltsamen Untersuchungen zu unterziehen.

Auch an diesem Tag bekam ich einen unerhofften Besuch. Es war schon sieben, als es an der Tür klopfte und mein Freund mit meiner besten Freundin in der Tür stand.
Eigentlich wollte er nicht kommen, doch er war da! Es war so schön ihn zu sehen und ihm dann auch noch die freudige Nachricht überbringen zu können, dass ich am nächsten Tag wohl entlassen werden würde.
Ich sah also schon meiner Befreiung aus diesem Gefängnis entgegen.


Die Nacht vor meiner Entlassung hingegen stellte sich als sehr schmerzhaft dar. Ich hatte schwere Schmerzen in der Magengegend, aber dass schien irgendwie allen egal zu sein. Denn sie wollten dass ich trotz Schmerzen am nächsten Tag entlassen werde.
Der Chefarzt beantwortete mir nicht mal alle Fragen, als er zur Besprechung ins Zimmer kam und während ich noch am fragen war, fiel die Tür schon ins Schloss.
Inzwischen wollte ich auch wirklich nur noch Heim. Die unverschämte und unfreundliche Behandlung stieg mir schwer in die Nerven Bahnen.

Meine Mutter holte mich um halb zehn zur Befreiung ab. Nachdem es von der Seite des Krankenhauses hieß, dass ich gesund wäre und ich in die Schule könnte, hieß von der Hausärztin eine Woche Bettruhe. Denn ich wurde entlassen mit zich blauen flecken, von Infusionen , die die Schwestern nicht setzten konnte. Bauchschmerzen und 39.9 Fieber zusammen mit Schüttelfrost wegen falsch verschriebenen Antibiotika von Seiten des Krankenhauses. Und so kam ich zurück von meiner Reise in eine neue Welt in die düstere Welt der Krankenhäuser.
Eine Reise dort hin wünsche ich nicht einmal meinen schlimmsten Feinden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

HIIIILFEEEEEEEEEEEEEEEEEEE
Also wenn ich mich noch wage an meinen letzten Krankenhausbeuch vor gut 10Jahren erinnere, denk ich ned so schlimm und wenn ich jetzt so das hier lese, bin ich richtig froh, auch seither nemmer ins Krankenhaus gemusst zu haben!
Hey des is voll krass, da gehts mir glei selber schlecht, wenn ich des von dir und deinen Schmerzen höre und der unfreundlichen Behandlung...