Samstag, Mai 06, 2006

Vom Lesen



„Lesen ist nicht nur, Geschriebenes mit den Augen anzusehen, Worte die nebeneinander stehen zu betrachten,Geschriebenes geistig wahrzunehmen, in sein Denken einzufügen, Worte zur Phantasie werden zu lassen.Lesen ist zuzulassen, dem geschriebenen Wort Leben zu geben.“
Ein Zitat von Josef Anton Duffner, der uns eindrucksvoll beweist, dass lesen etwas wunderbares ist. Die Fähigkeit lesen zu können allein scheint schon eine Gabe zu sein, die wir zu schätzen wissen müssten, doch wirft sich die Frage auf, warum heutzutage die Menschen, dass Vergnügen am Lesen verlernt haben?


Wenn wir einmal zurückblicken in alte Zeiten werden wir überrascht feststellen, dass lesen eine Fähigkeit war, die nur den Reichen, den gesellschaftlich höhergestellten Personen zugänglich war. Nur diese Menschen, die von einer höheren Stellung waren konnten sich das Wissen aus Büchern verschaffen. Es war ein Privileg ein Buch zu besitzen und zu verstehen, was in ihm stand.
Das Buch hatte einen enormen Wert. Es wurde behandelt wie ein kleiner gut gehüteter Schatz, der zwar keinen materiellen, dafür aber einen geistigen Wert hatte.

Zurück in die Gegenwart. Mindestens 80 Prozent der Bevölkerung kann lesen und schreiben. Heute ist diese Fähigkeit nicht mehr nur den Reichen vorbehalten, auch Normalsterbliche lernen schon von klein auf den Umgang mit dem geschriebenen Wort. Das Privileg ein Buch lesen zu können ist kein Privileg mehr, sondern fast jedem Menschen zugänglich.
Heute gibt es unzählige Bücher. Im Gegensatz zu damals ersteht man heute ein Buch in einem Wert von ca. zehn Euro, damals undenkbar.
Das Buch hat an seinem Wert verloren. Jeder kann sich ein Buch leisten und jeder kann versuchen seinen Inhalt zu verstehen. Das Buch wird nicht mehr gepflegt und gehütet. Es wird in Jugendzimmern auf dem Boden verstreut, es werden Textpassagen einfach so durchgestrichen, oder ganze Landschaften mit Textmarker markiert, es soll auch vorkommen das Menschen Bücher einfach in den Müll verfrachten, wenn das neue Ikearegal keinen reichhaltigen Platz mehr verspricht.

Und was bleibt unserem Buch übrig? Es muss sich fügen, oder versuchen sich dem Leser gegenüber zu bewähren. Das Buch muss sich alle Mühe geben, seinem Leser den Beweis zu geben, dass es Sinn macht weiter zu lesen und nicht in den Fersehalltag zurück zu flüchten. Bücher werden nicht mehr geschrieben um aufzuwecken, aufzuklären oder Wissen über Generationen zu vermitteln, heute gilt das Buch als Zeitvertreib, als Unterhaltungsmedium.

Doch wäre all das noch zu ertragen, wenn das Buch trotz alle dem als Unterhaltungsmedium weiter leben würde. Leider scheint in unserer Gesellschaft eine Generation heranzuwachsen, die dem Buch den endgültigen Tod prophezeit.
Die „Jamba“- Generation, Jugendliche die dem Fernsehkonsum unterliegen und die auch durch den kläglichen Versuch des Bildungssystems ,mit alten Schmöckern, deren Interesse an Büchern zu wecken, scheitern.
Es ist ein grundlegendes Problem verankert in unserer Gesellschaft. In einem Industrieland, wie Deutschland, werden die Kinder schon im Alter von 3 Jahren vor den Kasten gesetzt um sie über Jahre hinweg süchtig nach Konsum zu machen. Unserer Gesellschaft liegt weniger daran, die Jugend durch ein Fantasieanregendes Buch zu erziehen, als vielmehr daran, sie zu Konsumenten zu erziehen.

Der Bezug zum Buch geht in der Jugend vollkommen verloren. In der Schule werden nur schwer verständliche Bücher gelesen, die durch ihr langes überleben eher dazu dienen die Jugend vor dem Lesen abzuschrecken. Schüler freunden sich eben ungern mit Schillers Ständeproblemen, oder Frau Briests Langeweile an.
Von zuhause lernt man den Konsum, in der Schule werden die letzten Hoffnungen auf gute Bücher zerstört und am Schlimmsten ist das Vorurteil, dass Leseraten Streber wären.

Doch sagte schon Addison Joseph, dass Lesen für den Geist dass sei, was Gymnastik für den Körper ist.
Denn war es nicht das Buch, dass die Phantasie von so vielen berühmten Erfindern beflügelte sich in ihrem Kopf ihre genialen Ideen auszumalen. War es nicht das Buch, dass jungen Menschen half mit dem kennen lernen der Erwachsenenwelt fertig zu werden und war es nicht schlussendlich das Buch das uns früher in unseren wohlbehüteten Schlaf brachte. Kinder erträumten sich ihre gerade erst gelesenen Geschichten im Traum weiter, sie spinnten völlig neue Abenteuer in ihrer Phantasie.

Genau das ist es was uns ein Buch als seine Weisheit vermittelte. Eine Welt die man nur in den Büchern und in keinem anderen neuem hoch technologischen Medium findet: Die Phantasie. Das erdichten von bunten Wiesen, aufregenden Bildern, erschreckenden Gefühlen und wohlig warmen Weisheiten.
Das Buch lässt uns die Freiheit uns selbst ein Bild zu machen, uns in Kritik zu üben und uns vielleicht sogar ein wenig erfahrener werden zu lassen.

Aus diesen Gründen sollten wir versuchen dem Buch eine zweite Chance zu geben und es in unserer modernisierte Welt zurück zu holen, denn: „Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.“ Aldous Huxley

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